über libcom.org

libcom.org ist eine (Informations-)Quelle für alle, die für ein besseres Leben, für bessere Bedingungen ihrer communities oder für bessere Bedingungen am Arbeitsplatz kämpfen wollen. Wir - als Teil der 'normalen Bevölkerung' - wollen debattieren, von Erfolgen und Niederlagen der Vergangenheit lernen und Strategien entwickeln, um uns die Kontrolle über unser Leben wieder anzueignen und auszuweiten.

Submitted by Steven. on May 13, 2011

Das Problem
Tag für Tag stehen wir auf um zur Arbeit zu gehen und um dort Befehle von Vorgesetzten zu auszuführen. Wir zählen die Minuten bis zum Feierabend, die Tage bis zum Wochenende, die Wochen bis zum nächsten Urlaub - wir hoffen, dass die Zeit - unsere Lebenszeit! - möglichst schnell vorübergeht. Oder schlimmer noch, wir finden keine Arbeit und müssen auf Stütze über die Runden kommen. Wir kriegen graue Haare über unbezahlten Rechnungen oder die zu zahlende Miete. Am Ende des Monats steht der Kontenstand wieder auf Null und das Spiel beginnt auf's Neue. Wir fragen uns, ob wir Geld für zukünftige Familienplanungen beiseite legen können und verschieben dies auf's nächste Jahr. Wir werden wütend angesichts des nächsten Krieges der Regierung, und auch dieses Mal kümmert es die Regierung herzlich wenig. Wir lesen die neuesten Nachrichten zum Thema Klimawandel und machen uns schwere Gedanken über die Zukunft unserer Kinder.

Das Problem besteht darin, dass wir täglich auf's neue eine Welt produzieren, deren Gang wir nicht kontrollieren und die nicht geschaffen ist, um unsere Bedürfnisse zu befriedigen. Wir sind keine menschlichen Wesen, sondern Humankapital, wir sind Rädchen im Getriebe einer Maschinerie, die nur ein Ziel kennt: Profit. Das endlose Streben nach Profit hält uns in langweiligen Jobs gefangen - oder in der ewigen Jobsuche in Zeiten der Arbeitslosigkeit. Das Streben nach Profit sperrt uns ein in die monatliche Sorge um Miete und Ratenzahlungen, obwohl unser Haus längst gebaut und bezahlt ist. Es hält den Planeten streng auf Kurs Richtung Umweltkollaps, angesichts der sich beschleunigenden Klimakatastrophe und der heissen Luft der Reden weltführender Politiker.

In dieser Welt hat alles seinen Preis. Jeden Tag drängen mehr und mehr Waren auf den Markt. Vor einem Jahrhundert war es das Automobil, heutzutage hat selbst die DNA und die Weltatmosphäre einen Preis. Es erscheint absurd oder obszön all jenen Dingen einen Preis anzuhängen, die uns im Leben am Herzen liegen - Freundschaft, Liebe, Spielerei. Die Idee erscheint uns absurd, da 'der Markt' anderen Prinzipien unterliegt und nach anderen Prinzipien vorgeht als wir. 'Marktgesetze' lassen hunderte Millionen Menschen täglich hungern, in einer Welt der Überproduktion an Lebensmitteln. Millionen Menschen, die an AIDS/HIV leiden, müssen ohne Medikamente auskommen, während die Pharma-Industrie die Hälfte ihrer Ausgaben für Marketing und Verwaltung verschleudert. Der Markt erkennt keine menschlichen Bedürfnisse an, die nicht durch Geld gedeckt sind. Die einzige Möglichkeit um an Geld zu kommen ist für einen Boss zu arbeiten oder Sozialstütze zu beantragen. In Form der Lohnarbeit tragen wir unsere Körper und unsere geistigen Fähigkeiten zu Markte.

Wenn wir arbeiten produzieren wir weitere Dinge, die als Waren in den Markt eintreten, aber unser Lohn entspricht nicht dem Wert der von uns erzeugten Waren - ansonsten gäbe es keinen Profit für die Bosse. Sind die Profite zu klein, schliesst das Unternehmen. Wir werden gefeuert und das Geld wird anderswo investiert. Unser Interesse und das der Bosse ist nicht das gleiche. Das Problem mit dem Markt ist nicht, dass die Preise zu hoch sind oder das Angebot zu gering. Das Problem besteht nicht in zu viel Regulierung oder zu wenig. Das Problem besteht darin, dass alles seinen Preis hat. In der Welt des Markts spielen menschlichen Bedürfnisse ihre Rolle - allerdings nur je nach Umfang der Brieftasche des Bedürftigen. Die Regierungen dieser Welt sind damit beschäftigt, diese 'Ordnung' aufrechtzuerhalten, manchmal mit dem Zuckerbrot des demokratischen Sozialstaats, manchmal mit der Peitsche der Diktatur und des Kriegsregimes. Dies ist nicht unsere Welt.

Menschen kämpfen gegen diese Ordnung Tag für Tag. ArbeiterInnen organisieren sich, streiken, besetzen und revoltieren - erheben sich für menschliche Bedürfnisse in einer unmenschlichen Welt. Diese Website ist für sie, für all jene, die sich wehren. Für all jene, die nur ihre Arbeitskraft besitzen und nichts zu verlieren haben, als ihre Ketten. Für jene, deren Leben ausgesaugt wird durch diese lebensverneinende Welt. Wenn wir zusammen für unsere Bedürfnisse einstehen, werden in unserer kollektiven Tat die Umrisse einer neuen Welt erkennbart, einer Welt, die auf den Prinzipien "Jeder nach seinen Bedürfnissen, jeder nach seinen Fähigkeiten" beruht. Eine Welt der Freiheit und Gemeinschaft, des libertären Kommunismus.

Die Idee
Der Name libcom ist eine Abkürzung für "libertärer Kommunismus", einer politischen Idee, mit der wir uns identifizieren. Libertärer Kommunismus ist der politische Ausdruck von Fäden, die alle menschlichen Gemeinschaften durchziehen: Zusammenarbeit und Solidarität. Diese Tendenzen der gegenseitigen Hilfe existieren in allen Aspekten dieser Gesellschaft. Sie existieren in kleinen alltäglichen Tätigkeiten, wie einem gemeinschaftlich organisierten Essen oder wenn wir einem Fremden zur Seite stehen, in dem wir ihm helfen, seinen Kinderwagen die Treppe herunterzutragen; diese Tendenzen erscheinen in offensichtlicheren Formen, z.B. der einer Gruppe von ArbeiterInnen, die in Solidaritaet für eine andere Gruppe streikt, wie im Fall des Streiks der BA ArbeiterInnen für die Gate Gourmet Beschäftigten in 2005. Diese Tendenzen können explodieren und zu einer bestimmenden Kraft der Gesellschaft werden, wie in Argentinien in 2001, wie aktuell in Griechenland, oder in Kwanju Süd Korea 1980, in Portugal 1974, in Frankreich 1968, in Ungarn 1968, in Spanien 1936, in Russland 1917, Paris 1971...

Wir identifizieren uns in erster Linie mit der Zusammenarbeit, Solidarität und Kämpfen von ArbeiterInnen im Verlauf der Geschichte, unabhängig davon, ob sie sich selbst als libertär-kommunistisch bezeichneten (wie im Spanischen Bürgerkrieg), oder nicht. Wir beziehen uns auch auf den Einfluss anderer theoretischer und praktischer Traditionen, z.B. anarcho-kommunistischen, anarcho-syndikalistischen, ultra-linken, links-kommunistischen, libertär-Marxistischen oder Rätekommunistischen. Wir stehen bestimmten Figuren und Organisationen nahe, z.B. Karl Marx, CLR James, Maurice Brinton, Wildcat Germany, Anarchist Federation, Solidarity Federation, prole.info, Aufheben, Solidarity, den Situationisten, der Spanischen CNT und anderen.

Allerdings sehen wir die Grenzen der Übertragbarkeit dieser historischen Ideen und organisatorischen Formen auf den aktuellen gesellschaftlichen Bezugsrahmen. Wir betonen die Notwendigkeit, die gesellschaftlichen Beziehungen, wie wir sie hier und heute im Alltag erfahren, zu verstehen und umzuwälzen, um unsere Lebensbedingungen zu verbessern und den Planeten zu schützen. Dies geht einher mit dem Lernen aus Fehlern und Erfolgen vorangegangener Bewegungen und Ideen der ArbeiterInnenklasse.

Die Website
Die website enthält Nachrichten und Analysen von ArbeiterInnenkämpfen, Diskussionen und ein beständig wachsendes Archiv von über 10.000 Artikeln und Beiträgen von über 10.000 TeilnehmerInnen/UserInnen. Die Thematik der Artikel reicht von historischen Abhandlungen, über Biographien zu theoretischen Texten, zu kompletten Büchern und Broschüren. Im Laufe der Jahre haben wir verschiedene andere Online-Archive eingearbeitet und zusätzlich hunderte Texte exklusiv für die Website geschrieben oder eingescannt. Wir sind absolut unabhängig von Gewerkschaften und politischen Parteien. Die Website wird gänzlich über Beiträge unserer freiwilligen Administratoren und TeilnehmerInnen/Users finanziert.

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